Was macht eine Geige im Headcrash? Die Antwort auf die Frage ist ganz einfach: Fantastische Livemusik! Vier Jahre ist es her, dass NE OBLIVISCARIS zuletzt auf der Bühne standen. Nachdem sie im März ihr neues Album Exul veröffentlicht haben, sind die Australier endlich zurück auf EU/UK Tour.

Gerade einmal zwei Tage vor dem ersten Tourstop gab es die ersten schlechten Nachrichten, wie die Band in ihrem Announcement auf verschiedenen Plattformen schrieb:

“We are sad to say that Xen has unfortunately had to pull out of our European tour which is set to kick off this weekend in Finland due to a personal emergency. Xen has had a lot happening in his life lately and it unfortunately has reached a point where he isn’t in a position with his own health and the things he’s dealing with to be able to tour and perform with NeO at this time.
After waiting almost 4 years to tour together and perform for everyone again it’s incredibly disappointing for both Xen & the rest of us. But of course the health and wellbeing of our brother comes first above all else.
We are grateful that James Dorton (incredible vocalist for Black Crown Initiate/The Faceless) has agreed to fill in for us on this tour, and on only a weeks notice has learned the set and flown out to rehearse with us this week in Helsinki.
The response to our new EXUL has been simply incredible and as challenging a turn of events as this is, we are excited to share these songs with you for the first time in what we feel will be a unique and special tour. Thank you in advance for your understanding and support. See you on tour across Europe May 5-June 7.”

Mit Marc “Xenoyr” Campbell fehlt der Band ein wichtiges Mitglied und Frontmann. Vertreten wird er durch James Dorton, Sänger von Black Crown Initiate und The Faceless. Bereits 2016 arbeiteten NE OBLIVISCARIS mit dem US-Amerikaner zusammen, welcher mit Black Crown Initiate als Vorband auf der Devour Me – North American Tour als Vorgruppe auftrat. Neben der Musik ist Dorton zusätzlich als Voice Actor in verschiedenen Videospielen wie Doom Eternal, Elder Scrolls IV oder METAL Hellsinger vertreten.

Den Abend eröffnet haben ASYMMETRIC UNIVERSE aus Italien. Ein 2018 von zwei Brüdern gegründetes Projekt, mit dem Ziel, Progressive Metal mit Einflüssen aus Jazz, Orchester, lateinamerikanischer und elektronischer Musik zu verschmelzen. Dabei kommen sie ausschließlich instrumental aus und bringen die Harmonien sehr schön zum Ausdruck. Man konnte sich sehr gut einfach auf die Musik einlassen und zuhören. Zugegeben war das wahrscheinlich nicht für jeden etwas, aber definitiv ein sehr interessantes Konzept, welches gut umgesetzt wurde. Bis zum 19.05. werden ASYMMETRIC UNIVERSE noch die Saiten für die EXUL Tour zum Glühen bringen. Für den Rest der Tour übernehmen THE OMNIFIC ihren Platz als Vorgruppe.

Etwas härter, aber genauso harmonisch geht es weiter mit PERSEFONE. “Flying Sea Dragons”, das Intro des 2013 erschienenen Albums Spiritual Migration, dient auch hier beim Live-Auftritt als Intro. Ebenso wie auf dem Album folgen “Mind as Universe” und “Great Reality“ und bringen durch ballernde Drums und schnelle Soli direkt ordentlich Schwung in den Club. Etwas ruhiger ging es dann mit “Prison Skin” und “Living Waves” von dem Album Aathma weiter. Bei beiden Songs kamen die Klargesang Parts wunderbar durch und gerade bei “Prison Skin” war die Mischung aus Growl und Klargesang sehr schön abgewägt.
Die meisten Fans haben sicherlich auf Songs aus dem neuesten Album Metanoia gewartet, welches Anfang 2022 erschienen ist. Enttäuscht wurden sie nicht, denn mit “Katabasis” gab es eine ordentliche Portion Geballer und starke Growls in die Fresse. Wer bei dem Song noch stillstehen konnte, hatte wahrscheinlich die Ohrstöpsel zu tief drin. Hingegen etwas ruhiger und düsterer folgte die erste Single vom neuesten Album “Merkabah”. Spätestens hier hat die Prog/Melodic Death Gruppe aus Andorra jeden in den Bann gezogen. Für den Abschluss der Performance werden nochmal alle Register gezogen und mit “The Majestic of Gaia”, der wahrscheinlich bekannteste Song ausgepackt. Hier wurden nochmal alle Schalter bis an den Anschlag hoch gestellt und fast neun Minuten feinste Soli, brutale Growls und melodischen Synths zum Besten gegeben. Die Band, insbesondere Frontmann Marc Martins Pia, schafften es fantastisch die Crowd für NE OBLIVISCARIS aufzuwärmen

Setlist PERSEFONE:
-Flying Sea Dragons
-Mind as Universe
-The Great Reality
-Prison Skin
-Living Waves
-Katabasis
-Merkabah
-The Majestic of Gaia

Wer könnte besser eine Liveshow einleiten als Thomas die Lokomotive? Genau mit dem Intro betraten NE OBLIVISCARIS die Bühne. Der erste Song “Intra Venus” wurde sanft mit der akustischen Gitarre eingeleitet, weitergeführt von Drums, die das Publikum zum mitwippen motivierten, gefolgt von einer Prise Geige und direkt konnte John Dorton uns zeigen, dass er eine würdige Vertretung ist. Direkt vom ersten Song an harmonierten beide Sänger sehr gut zusammen.
Frontmann und Violinist Tim Charles konnte man förmlich die Freude ansehen, als er den ersten Song “Equus” vom neuesten Album ankündigen durfte. Auch hier passten die Clear Vocals von Charles wunderbar mit den Growls von Dorton zusammen. Mit “Equus” bekamen wir direkt satte 13 Minuten feinste Melodien, kombiniert mit einer gewissen Härte und der Einladung fürs Headbangen. Die letzten vier Minuten des Songs waren perfekt, um einfach die Augen zu schließen und sich von der Musik tragen zu lassen.
Ebenfalls vom neuesten Album hatten die Jungs aus Melbourne die Misericorde Dilogie für uns im Gepäck. Beginnend mit “Misericorde I – As the Flesh Falls” und einem Violinensolo, gefolgt von einem kurzen Solo an der Gitarre zeigten die Musiker, was sie so drauf haben. Mit dem direkten Übergang zum zweiten Teil “Misericorde II – Anatomy of Quiescence” wurde es hingegen erstmal wieder etwas ruhiger und langsamer. Langsame Drums begleiteten Violine und Keyboard, welche wenig später durch ein Gitarrensolo, welches wieder ein wenig Härte in den Song brachte, abgelöst wurden. Etwas tragend wurde Spannung bis zum Finale des Titels aufgebaut. Immer ein wenig mehr Steigerung.
Im Anschluss folgten mit “Libera (Part I): Saturnine Spheres”, “Forget Not” und “Devour Me, Colossus (Part I): Blackholes” einige der wohl bekanntesten Stücke die NE OBLIVISCARIS zu bieten haben. Von dem neuesten Album bekamen wir dann noch “Graal” auf die Ohren. Spätestens hier stand niemand mehr still. Nachdem der Song gespielt ist, erklärte uns Frontmann Charles, was für ein Quatsch eigentlich Zugaben sind und natürlich ein Song noch fehlt. Die Band verschwand ganz kurz hinter der Bühne, um wenig später wieder für das große Finale auf die Bühne zu kommen. Abgeschlossen haben sie das Set mit dem sicherlich bekanntesten Song “And Plague Flowers the Kaleidoscope”.
Von harten Passagen bis hin zu ruhigen, melodischen Parts bietet der Song mit am Besten die gesamte Palette, die NE OBLIVISCARIS zu bieten hat. Durch Growls und auch Klargesang sehr kraftvolle Parts, abgerundet durch Violinen und Gitarrensoli ein optimales Finish und der Song, auf den sich wahrscheinlich die meisten Fans gefreut haben. Als Outro kam dann wieder Thomas die Lokomotive vorbeigefahren.
Alles in allem ist NE OBLIVISCARIS einfach eine fantastische Liveband, welche es schafft, mit ihren Instrumenten eine sehr mystische und harmonische Atmosphäre zu schaffen und die Fans mitzureißen und zu fesseln. John Dorton, der vor Beginn der Tour gerade einmal eine Woche hatte, um die Songs zu lernen, hat einen sehr guten Job als Vertretung gemacht. Musikalisch merkte man kaum, dass er nicht der Original Sänger der Band war, lediglich dadurch, dass er während den Klargesang-Parts öfter die Bühne verlassen hat. Ob mit Vertretung oder Originalbesetzung ist NE OBLIVISCARIS live großartig und eine dicke Empfehlung!

Setlist NE OBLIVISCARIS:
-Intra Venus
-Equus
-Misericorde I – As the Flesh Falls
-Misericorde II – Anatomy of Quiescence
-Libera (Part I): Saturnine Spheres
-Forget Not
-Devour Me, Colossus (Part I): Blackholes
-Graal

Encore:
-And Plague Flowers the Kaleidoscope